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Mythos: Augenbrauen- und Wimpernseren: Ein Gespräch mit Dr. Eveline Urselmann

Juni 19 2023 – Thea Bachem

Mythos: Augenbrauen- und Wimpernseren: Ein Gespräch mit Dr. Eveline Urselmann
Mythos: Augenbrauen- und Wimpernseren: Ein Gespräch mit Dr. Eveline Urselmann

Man nehme eine Portion Anti-Baby Pille, vermische diese mit einer Prise Testosteron und erhalte: ein Wachstumsserum für Augenbrauen und Wimpern.
 
Nein, natürlich nicht. Aber so ähnlich ging es immer in meinem Kopf ab, wenn ich hörte, dass „Hormone“ in den Wachstumsboostern enthalten sind. Denn sind wir mal ehrlich: wir alle haben das vermutlich schon mindestens einmal irgendwo aufgeschnappt und diese Information daraufhin mit knirschenden Zähnen an unsere beste Freundin weitergegeben, die uns ganz begeistert von den Erfolgen ihres neuen Serums berichtete.
 
Da ist ja auch etwas dran, aber ganz so richtig ist diese Aussage eben doch nicht und es wurde dringend Zeit mit den vielen Mythen und Fragen rund um das Thema Augenbrauen- und Wimpernseren aufzuräumen. Ich habe mir zu diesem Anlasse eine wahre Inhaltsstoffexpertin in den Podcast eingeladen: Frau Dr. Eveline Urselmann, Fachärztin für Mund-Kiefer und Gesichtschirurgie mit eigener Praxis für ästhetische Medizin und Medical Beauty in Hamburg.
 
Liebe Eveline, schön dass du da bist! Was genau ist mit den „Hormonen in Wimpern- und Augenbrauenseren“ gemeint?
 
Wachstumsseren enthalten häufig Prostaglandinanaloga. Das sind Inhaltstoffe, die den Prostaglandinen ähneln. Prostaglandine werden auch als Lokal- oder Gewebshormone bezeichnet, da sie nur lokal begrenzt wirken. Sie kommen in nahezu allen Organen vor. Es handelt sich jedoch nicht um Hormone im klassischen Sinn wie z.B. Östrogen oder Testosteron.
  
Und was genau sind Prostaglandine? Welche andere Arten von solchen Wirkstoffen finden wir in Wachstumsseren? Woran erkennen wir sie?
 
Prostaglandine bestehen aus einer Gruppe von körpereigenen Substanzen mit unterschiedlichen, teils auch gegensätzlichen Wirkungen.
 
   Sie sind unter anderem an der Schmerzvermittlung, Entzündungsreaktion und Fieberentstehung beteiligt. Sie reduzieren die Magensäureproduktion und können Wehen auslösen - das ist beispielsweise ein Grund warum schwangere Frauen keine Seren mit Prostaglandinanaloga nutzen sollten.
 
Das habe ich auch schon oft gehört, ist das wirklich sehr gefährlich?
 
Prostaglandinanaloga wirken eigentlich sehr lokal. Das heißt, dass es tendenziell eher unwahrscheinlich ist, dass ein solches Serum in die Schwangerschaft eingreifen würde, aber es gibt keine Studienlage dazu, da niemals eine derartige Studie an schwangeren Frauen durchgeführt werden würde. Auch ist noch nicht abschließend geklärt, ob Prostaglandinanaloga bei äußerer Anwendung systemische Auswirkungen haben können. Daher würde ich von einer Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit abraten.
  
 
Woran erkennen wir denn ob es sich um ein Serum mit Prostaglandinanaloga handelt?
 
 
   Auf der Inhaltstoffliste erkennt man sie daran, dass sie ein -Prost- im meist sehr komplizierten Namen tragen 
 
   Z.B Ethylcloprostenolamide, Cloprostenate
 
Darüber hinaus sind Prostaglandine in Wimpernseren am häufigsten mit diesen INCI-Bezeichnungen deklariert:
• Methylamido-Dihydro-Noralfaprostal (MDN) (z.B. in M2 Lashes)
• Dechloro Dihydroxy Difluoro Ethylcloprostenolamid (z.B. in Realash, Revitalash)
• Isopropyl Cloprostenat (z.B. in Long Lashes, Mystic Lashes, Tolure Hairplus,
Beautylines, Aphro Celina, Develle, Superlative Lash)
• Bimatoprost
• Folgende Wirkstoffe werden außerdem den Prostaglandinanaloga zugeordnet:
• Alprostadil
• Misoprost
• Iloprost
• Latanoprost
• Latanoprostenbunod • Tafluprost
• Travoprost

Ich habe noch gehört, dass eine Firmen mit dem natürlichen Inhaltsstoff  „Black Sea Rod Oil“ werben. Diese Seren wirken aber genauso stark und gut wie die Seren mit Prostglandinen. Wie kann das sein?

Das ist recht einfach und kurz zu beantworten: Black Sea Rod Oil ist ein natürliches Prostaglandinderivat. Wirkt also genauso intensiv, kann jedoch auch ähnliche Nebenwirkungen wie die synthetischen Prostaglandinanaloga hervorrufen.
 
Und um jetzt auf die Wirkweise zu sprechen zu kommen. Wie genau arbeiten diese Serien denn?
 
Kurz gesagt: Sie verlängern die Wachstumsphase, steigern die Durchblutung und so die Versorgung des Haares und tragen dazu bei, dass das Haar stärker in der Haut verankert ist. Zusätzlich steigert es die Pigmentierung von Wimpern und Augenbrauen.
 
 
Das klingt natürlich alles super verlockend. Aber wie steht es nun um die Nebenwirkungen? Da hört man ja die unterschiedlichsten Dinge. Es ist doch richtig, dass dieses verstärkte Wachstum zunächst als Nebenwirkung bei einem Medikament herausgefunden wurde, oder?
 
Ja genau, das Prostaglandinanalogon Bimatoprost ist Bestandteil von Medikamenten, die den Augeninnendruck beim grünem Star senken. Als häufige “Nebenwirkung” wurde bei den Patient*innen ein verstärktes Wachstum der Wimpern festgestellt. Die Kosmetikindustrie hat sich diesen Effekt zunutze gemacht und Wimpernseren mit Prostaglandinanaloga entwickelt.
 
Aber wie nahezu alle Medikamente haben auch Prostaglandinanaloga  mögliche Nebenwirkungen. Dazu gehören unter anderem: 
 
   - Augenrötungen und Reizungen
   - Trockenheit 
   - Dunkelfärbung der Lider
   - Verfärbungen der Iris
  -  Allergien 
   - Entzündungen
  -  Irritationen der Hornhaut 
   - Sehstörungen 

   Auch wurde beobachtet, dass sich das Unterhautfettgewebe im Augenbereich verstärkt abbauen kann, was zu einer Verstärkung dunkler Schatten führen kann.
 
   Wie sieht es denn bei einer Anwendung an der Augenbraue aus? Da stehen die Chancen doch ganz gut, dass viele der Nebenwirkungen wegfallen, da es sich nicht unmittelbar am Auge befindet oder?
 
Ja das stimmt. Der Bereich unmittelbar um das Auge herum ist sehr empfindlich und die Haut sehr dünn. Daher sind die  meisten, der aufgeführten Nebenwirkungen tatsächlich nicht auf die Augenbrauenpartie übertragbar. Eine Anwendung in diesem Bereich ist daher risikoärmer. Bei empfindlicher Haut kann es allerdings auch hier zu Rötungen, Reizungen, Juckreiz oder Brennen kommen.
 
Bis auf die seltene Verfärbung der Iris gehen die meisten Nebenwirkungen jedoch nach Absetzen zurück.
 
Das heißt, man kann es tatsächlich testen und wenn man es nicht vertragen sollte, die Anwendung einfach wieder absetzen?
 
Ja grundsätzlich schon. Denn trotz all der Nebenwirkungen kann man wirklich sagen, dass es leider nichts Vergleichbares gibt, was das Wachstum derart ankurbelt. Man sollte einfach Wissen, mit welchen möglichen Nebenwirkungen zu rechnen ist und sich dann bewusst für- oder gegen die Anwendung entscheiden.
 
Wie lange sollte man so ein Serum am Stück nehmen?
 
Also nach ca. vier bis sechs Wochen merkt man die ersten Effekte des Wachstums. In dieser Zeit wird man auch schnell merken, ob man ein Serum verträgt oder nicht. Wenn keine Nebenwirkungen auftreten, kann man es ruhig mal so circa sechs Monate verwenden. Danach könnte man es beispielsweise ausschleichen, also nur alle zwei und dann alle drei Tage verwenden, und so nach und nach durch eine „hormonfreie“ Alternative ersetzen.
 
 
Genau das empfehlen wir unseren Kund*innen auch immer. Wir sind alle keine Fans von Daueranwendungen, denn ich bin auch der Meinung, dass man dem Körper immer mal wieder eine Pause geben sollte. Aber gerade wenn man in kurzer Zeit einen deutlich sichtbaren Effekt von volleren Wimpern und Augenbrauen wünscht, sind diese Seren mit Prostaglandinanaloga die einzige schnelle Hilfe.
 
Produkte ohne „Hormone“ wie beispielsweise das Serum von Eze eyes wirken auch sehr, sehr gut, jedoch anders. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Versorgung des Haarfollikels mit Vitaminen und Nährstoffen und natürlich wächst ein sehr gut gepflegtes Haar immer schöner und besser als ein nicht gepflegtes. Auch hier wird man also einen Effekt feststellen, aber es ist keine direkte „Booster“ Wirkung und man muss ein kleines bisschen mehr Geduld mitbringen.
 
Ja, genau. Die Wirkung von Seren ohne Prostaglandinanaloga fällt insgesamt schwächer aus. Diese Seren sind jedoch aufgrund ihres geringeren Nebenwirkungsprofils für viele Anwender*innen interessant und bilden eine sehr gute Alternative. Meistens enthalten diese Seren Substanzen, wie Koffein, Panthenol, Rizinusöl, Biotin und Vitamin E. Dein genanntes Serum Eze Eyes zum Beispiel enthält Curcuma, Peptide, Kaktusfeigenextrakt und Aminosäuren. Diese Inhaltsstoffe fördern auch das Haarwachstum und pflegen die Wimpern und Brauen.
Das ist zum Beispiel eine super Möglichkeit für schwangere oder stillende Frauen.
 
Ja, genau. Oder auch das reine, kalt gepresste Rizinusöl ist aufgrund der gesunden Fettsäuren, Antioxidantien und Vitaminen eine wahrer „Super-Smoothie“ für gesunde und dichte Brauen und Wimpern. Das gehört seit Jahren zu meiner Overnight-Routine. Egal ob ich noch zusätzlich ein Serum verwende oder nicht. Als Tipp noch an dieser Stelle: wenn man beides verwenden möchte ist es wichtig, dass man erst das Serum auf die sauberen, trockenen und fettfreien Brauen und Wimpern aufträgt, dieses dann circa eine Stunde einwirken lässt und dann, bevor man schlafen geht, einen Tropfen Rizinusöl auf die Brauen und Wimpern aufträgt. Funktioniert als Kombi großartig, aber wie gesagt auch Rizinusöl allein kann bei regelmäßiger Anwendung wahre Wunder bewirken.
 
Liebe Eveline, ich danke dir wirklich sehr für dieses Gespräch. 

Ich denke wir alle können festhalten, dass ein bewusster Umgang und Aufklärung über die Wimpern- und Brauenseren der Schlüssel ist. Wir müssen also nicht unserer besten Freundin direkt das Serum ausreden und können sogar selbst guten Gewissens bei Bedarf immer mal wieder für einige Zeit  darauf zurückgreifen. Aber wir wissen auch, dass wir nach einiger Zeit unter Umständen eine Pause machen sollten und auf eine „hormonfreie“ Alternative setzen sollten.

Falls ihr noch etwas tiefer in diese Thematik einsteigen möchtet, hört gerne in unseren Podcast "The Glow Concept" rein. Diesen findet ihr überall, wo es Podcasts gibt.

Unsere Favoriten für lange, schwungvolle Wimpern und dichte Augenbrauen findet ihr in unserem Shop

Eine "hormonfreie" Alternative gibt es hier.

 

Ein riesengroßes Dankeschön geht an Dr. Eveline Urselmann für das tolle Interview.

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